Mit der Renovierung der kaiserlichen Zhongshan Road in Hangzhou, die sowohl der chinesischen Philosophie der Landschaftsmalerei, als auch dem traditionellen chinesischen Kunsthandwerk entlehnt ist, hat der chinesische Architekt Wang Shu ein Stadtbauprojekt zwischen Tradition und Moderne geschaffen.
Lachend bummelt eine Gruppe junger Frauen die Zhongshan Road entlang, bleiben mal hier, mal dort stehen, um die Auslagen in den Schaufenstern zu bewundern, einen schnellen Coffee-to-go in einem der modernen Cafés zu kaufen und es sich auf einer der Bänke entlang der Fußgängerzone bequem zu machen. Je später der Abend um so quirliger wird das Geschehen entlang der rund 1 Kilometer langen Straße im Herzen der Altstadt von Hangzhou. Genau diesen Effekt wollten Architekt Wang Shu sowie seine Ehefrau und Geschäftspartnerin Lu Wenyu erzielen, als sie 2007 das Projekt der Umgestaltung der Zhongshan Road begannen. Der Straße mit ihren historischen Häuserfassaden sollte neues, modernes Leben eingehaucht und zugleich die Tradition bewahrt werden. Ein ungewöhnliches Projekt mit einer ungewöhnlichen Geschichte begann… Das rasche Wachstum Chinas zur Wirtschaftsmacht ging ab Beginn der 1990er Jahre auch mit dem Wunsch nach moderner Städteplanung einher. Diesem Streben fiel vielerorts jedoch das kulturelle Erbe früherer Zeiten zum Opfer: Massenhaft mussten in den expandierenden Städten historische Gebäude weichen. An ihrer statt wurden zeitgenössische Geschäfts- und Wohnhäuser errichtet, die der wachsenden Wirtschaftskraft der Volksrepublik Rechnung zollen. Dieses Schicksal drohte auch den zahlreichen Gebäuden entlang der Zhongshan Road.