Die Parks und Plätze von Topotek 1 kennen keine Langeweile, sondern spielen immer mit einer Prise Humor und Provokation. Das Team von Martin Rein-Cano und Lorenz Dexler hat zusammen mit der Bjarke Ingels Group einen Kopenhagener Problemstadtteil im wahrsten Sinne des Wortes „aufgemöbelt“ – sieben Jahre später erfolgt ihr zweiter Streich: die Skipiste Copenhill auf der Müllverbrennungsanlage Amager Bakke. Ein Gespräch mit dem Landschaftsarchitekten Martin Rein-Cano über Partizipation, reale Orte zufälliger Begegnungen und den Boden als fünfte Fassade.
Superkilen ist über die Stadteilgrenzen hinaus ein hochfrequentierter und beliebter Ort in Kopenhagen. Wie entwirft man einen solchen Stadtpark für alle?
Normalerweise findet Partizipation eher auf programmatischer Ebene statt: Die Bürger wünschen sich einen Spielplatz, Grünflächen oder neue Parkplätze. Bei Superkilen war die Grundidee, die Nutzer direkt in die Planung einzubeziehen. Ein Großteil der Anwohner ist nicht skandinavisch sozialisiert, wir haben sie an der Gestaltung beteiligt, in dem sie Objekte aus ihrem Kulturkreis für diese Fläche vorschlagen konnten. Wir nennen diesen Ansatz hedonistische Partizipation. Man identifiziert sich mit dem Objekt als Teil der eigenen Kultur.
Und nach welchen Kriterien wurden die Artefakte und Stadtmöbel ausgesucht und zusammengestellt?
Zum einen haben wir dafür zusammen mit der Stadt eine Homepage aufgebaut, um die Vorschläge zu sammeln. Teilweise sind wir auch mit Dolmetschern von Haus zu Haus gegangen und haben die Bewohner direkt angesprochen. Der marokkanische Brunnen ist zum Beispiel ein Vorschlag einer marokkanischen Familie. Die Ideen kamen also von verschiedenen Seiten. Wir haben sie kuratiert, aber auch selbst mitausgesucht: die Laternen und Gullideckel zum Beispiel, aber auch die schwarze Rutsche aus Japan und die Grillplätze. Mit fünf Leuten sind wir in ihre jeweilige Heimat gereist und haben die Objekte dort direkt abholt. Wir waren zum Beispiel in Jamaika, und haben von dort den Lautsprecher mitgebracht. Außerdem sind wir nach Thailand, Amerika, Spanien und nach Palästina gereist.
Ein Objekt ist der Boden selbst, den Sie aus Palästina nach Kopenhagen gebracht haben.
Die Erde aus Palästina sieht man eigentlich kaum, aber Identität hat ja auch viel mit Boden zu tun. Zwei Damen hatten diese Idee vorgeschlagen. Wir haben dann tatsächlich in Palästina in der Nähe von Jerusalem die Erde in einen Sack gepackt und nach Kopenhagen verschifft. Ich finde interessant: Für die einen ist der Boden Dreck, für die anderen die heilige Erde.
Superkilen teilt sich in drei Bereiche: Der eine Platz ist rot, der andere grün und in der Mitte gibt es einen schwarzen Platz: Welche Rolle spielen diese Farben?
Das Grün ergibt sich aus der Parklandschaft mit den grünen Wiesen. Rot finden wir als Signalfarbe in dem doch eher grauen Kopenhagen einen guten Kontrast. Es steht für Sichtbarkeit und Andersartigkeit als emanzipatorische Aussage: „Wir sind hier, hier ist es schön und uns geht es gut!“ Zum Schwarzen Platz gibt es eine Geschichte. Diesen Ort nannte man aufgrund des dortigen Drogenhandels den schwarzen Markt. Wir haben gedacht, wenn der Platz sowieso schon schwarz heißt, muss er auch schwarz sein und das negative Bild neukodiert, um es in etwas Positives zu verwandeln.