So wie es möblierte und leere Zimmer gebe, könne man auch von eingerichteten und uneingerichteten Plätzen reden, weiß der Historiker Camillo Sitte. Hauptbedingung beim Platz, wie beim Zimmer sei die Geschlossenheit des Raumes. Steht man auf der Piazza Maggiore, dem Hauptplatz von Bologna, fühlt sich dieser Ort sofort an, wie der eindrucksvolle Salon der Stadt. Umgeben von bedeutenden Monumentalbauten, wie dem Rathaus im Palazzo dei Communale und der Basilika San Petronio (tatsächlich die größte Backsteinkirche der Welt) findet sich die Besonderheit dieses Platzes aber am Boden. Das Zentrum des Stadtplatzes bildet ein um 15 Zentimeter durchgehend erhöhtes Podest, nochmals betont durch eine kunstvolle Pflasterung, die sich mit ihrem eigenen Muster von der Umgebung absetzt. Und so weiß nicht nur jedes Kind in Bologna, sondern auch jeder Tourist sofort Bescheid: Bei der Piazza Maggiore handelt sich nicht etwa um irgendeinen Marktplatz, sondern um das Herz von Bologna. Vor allem im Sommer symbolisiert dieser öffentliche Platz das Wohnzimmer der Stadt. Unter den Arkaden spielt ein Saxophon bekannte Melodien, mehrere Mädchen jagen die Tauben über den Platz und eine Basketballmannschaft versammelt sich im Schatten des Rathauses.